Austausch allgemein » Erinnern an das, was wichtig ist

Ich bemerke immer wieder, dass ich oft lange Zeiten "abtauche" und "vergesse", was mir wirklich wichtig ist im Leben. Dann funktioniere ich und verfalle in irgendwelche doofen alten Muster. Umso schöner ist natürlich jeder Tag, jede Minute, in der ich mich wieder erinnere, was ich eigentlich will, was wirklich zählt: Freundschaft, Liebe, Authentizität, Kunst, Akzeptanz, Frieden. Kennt ihr diese Phasen? Wahrscheinlich ist das normal, aber ich wünsche mir oft, dass ich mich früher erinnere und vielleicht nicht so oft "zurückfalle". Ich denke dann, jede kleine Entscheidung ist irgendwie ein Teil des Lebens ist und dass es oft die Kleinigkeiten sind, die das Gesamtbild erschaffen.

Wie erinnert ihr euch daran, was eigentlich wichtig ist, was für euch zählt? Habt ihr Rituale, Dinge oder irgendwelche anderen "Tricks"? Sind die Morgenseiten eine Möglichkeit, sich immer wieder zu erinnnern? Ich habe das Gefühl, meine Seiten sind oft sehr oberflächlich. Schaffen sie vielleicht nur Platz für die wichtigen Dinge? Sind sie die Deponie für all den Alltagsmüll, damit im Inneren wieder mehr Raum entsteht für Größeres?

Würde es vielleicht helfen, ähnlich wie bei einer Traraa-Liste, "Bedeutsames" zu sammeln? Traraas sind für mich Dinge, die mit Erfolgen, Tätigkeiten oder auch mit schönen Dingen zu tun haben, die ich für mich getan habe. Sehr Wichtig - aber ich meine irgendwie noch etwas Anderes... Ich kann es nicht so detailliert erklären, was ich eigentlich meine... Ist vielleicht so eine Art logotherapeutische Maßnahme, die mir da vorschwebt... Den tieferen Sinn im eigenen Handeln erkennen, das positive Bezogensein auf die Welt und auf Andere. Ich als Ex-Eremitin tue mich ja noch manchmal schwer damit... Vielleicht wird so eine Liste nicht so schnell voll, wie die Traraas, aber das muss ja auch nicht.

Was könnte heute Bedeutsames geschehen sein? Ich habe zwei Menschen miteinander bekannt gemacht, die sich vielleicht sehr mögen könnten... :-)

Manchmal ist es ein Bild, mit dem ich eine Weile lebe, das mich an etwas besonderes erinnert. Es gibt einige Zeichnungen, in die eine besondere Kraft eingegangen ist, die ich wieder fühle, wann immer ich sie ansehe, und sogar wenn ich dran denke. Die hänge ich dann für eine Weile bei mir in meiner Arbeitsnische auf. Sie haben für mich so eine Leuchtturm-funktion, so ein Licht im Nebel, ein Wegzeichen.
Oder Fotos von Menschen und Orten, die mir etwas bedeuten, und die auch etwas von diesem Bedeutsamen verkörpern.

Ich finde es ist eine wunderbare Idee, sich auch diese bedeutsamen Dinge zu merken :-)
LG
Eva

Gutes Thema!

Erst einmal kann dieser Thread eine gute Erinnerung sein.

Vor ein paar Jahren, als ich arbeitsbedingt deprimierend oft und lange abtauchen musste,
habe ich mir ein kleines Büchlein mit dem Titel "Schöne Momente" angelegt.
Inzwischen gibt es schon Band 3 meiner moments und ich sammle darin in unregelmäßigen Abständen alles, was mir gut tut, wert und wichtig war. Sei es der Ablauf eines Gottesdienstes, Kinokarten, die mich an einen schönen Abend mit einer Freundin erinnern oder kleine Alltagsabenteuer wie z.B. "Sonntag um 7 aufgestanden und mit der Kamera draußen den Frühling entdeckt".

~ lg ~
Ivy

Super Thema, passt genau. Saß Mittwoch mit Andrea am Osterdeich, hab Eis gegessen und darüber nachgedacht. Hab dann beschlossen, ein "Bewusstbuch" zu führen (, das meiner Umwelt ordentlich auf den Keks gehen wird). Schreibe vor allem, was ich tue auf, warum ich das jetzt tue. Seitdem hab ich nicht mehr aufgeräumt...und nicht mehr wie ne Irre geputzt (nur gespült, um Mama zu helfen) und hab nen Anhalter mitgenommen und mich nett unterhalten :-)

Schönes Thema

........alle die Energie die in leidvollen aber auch schönen aber vergangenen Momenten,Situationen,Zeiten fest sitzt,hole ich mir zurück in dem ich Bilder,Briefe,Zettel,Gegenstände aus dieser Zeit ansehe,die Gefühle mir ins jetzige Bewusstsein damit zurück hole,sie Ausdrücke verbal,körperlich,egal so wie sie ausgedrückt werden wollen ,ich höre da auf meine INNERE Führung :-)und dann lass ich diesen Moment Bewusst gehen.........und zerreiße,verschenke die Dinge,es ist ein Inneres Ritual das sich Äußerlich (wie Innen so auch Außen )manifestiert...........Mein Leben ist mittlerweile ganz schön AUFGERÄUMT :-)))

@Sophia

ich denke, dass dieses" Problem" auftaucht, weil Du dich mit Begriffen wie Freundschaft Liebe usw. in bestimmten Augenblicken theoretisch beschäftigst. Das tust du wahrscheinlich, wenn Du Deine Morgenseiten schreibst oder in einer ruhigen Minute über dich nachdenkst.

Im richtigen Leben arbeitest du jedoch nicht mit diesem abstrakten Begriffen. Dann gibt es eine Situation, in der Du dich befindest und dann lebst du so wie du für den Moment empfindest. Erst später fällt dir dann im Nachhinein auf, dass Du "abgetaucht" bist oder "vergessen" hast.

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, dieses "Vergessen" zu verhindern, aber Du wirst wohl nie ganz vermeiden können, dass Du ab und an etwas machst, was Dir im Nachhinein nicht gefällt.

Die guten Vorsätze sind die Theorie, das Leben ist die Praxis.

Liebe Grüße Glove

gerade erinnere ich mich daran, dass es mir wichtig ist hier zu sein :)

ich bin sehr froh, euch gefunden zu haben und ich mag diesen kreativen, reflektierten austausch.

~ God save the www! ~

@ all zu diesem Thema:
ich empfinde alle eure Gedanken als wichtig, wertvoll und bereichernd - jede(r) in dem jeweiligen Kontext!

Ich persönlich bewahre das, was wichtig (für mich) ist, eher in Gedanken, im Herzen auf - und vergesse es nicht! Wirklich nicht! :-)

eure "sammelnde" creativa..

Gerade die letzten Tage habe ich viel darüber nachgedacht, wie sich in meinen Augen (nicht nur in meinen, aber eben auch...) bei mir auf der Arbeit das 'Klima' verändert hat, wie viel verlorengegangen ist, wie sehr ich mich innerlich zurückgezogen habe. 'Früher war es ganz anders, viel schöner...' stimmt das, oder hatte ich nur die ganze Zeit eine rosarote Brille auf, weil ich mich damals so sehr gefreut habe, in diesem Job anfangen und bleiben zu können? Was war mir damals wichtig? Warum habe ich mich damals wohl gefühlt, und was hat sich verändert? Hab ich mich verändert? Bin ich gleichgültiger, kälter geworden?

Und dann lese ich dieses Zitat gepostet von Dir, blue ivy, "Schönheit allein genügt nicht: Es kommt auf das Mitgefühl an, mit dem wir sie betrachten."

Ich ahne einen Zusammenhang zwischen dem, wie ich die Welt und die Menschen um mich ansehe, mit welcher Haltung, mitfühlend oder gleichgültig, und wie das auch meine Erinnerungen und den Ausblick auf die Zukunft 'färbt' - oder in einen grauen Schleier hüllt. Manchmal ist die Erinnerung tatsächlich so verdeckt, daß es einer bewußten Anstrengung bedarf, sich an anderes, nicht so naheliegendes, zu erinnern, oder diese Schleier wegzuziehen. Und dasselbe gilt für meine jetzige Sicht auf die Welt. Wenn mein Blick verdunkelt ist, ist alles für mich dunkel, was sich dann leider gegenseitig aufschaukelt.

Heute habe ich einmal versucht, mir dieses Schleiers bewußt zu sein. Es hat tatsächlich geholfen, ein bißchen Abstand von meiner momentanen frust-geprägten Sicht auf die Dinge zu bekommen, einen klareren Blick.

Erinnerung, das ist überhaupt so ein Thema.
Manchmal hab ich das Gefühl, es gäbe so eine innere Landkarte, und wenn ich mich dann eine Zeit lang immer mehr einenge, manche Landschaften meiner Seele lange nicht mehr 'besuche', dann verblasst die Landkarte, die Wegzeichen, die Wege wachsen zu. Die Welt wird kleiner, enger, denn ich 'weiß' gar nicht mehr, daß es diese Landschaften gibt.

@creativa, Du schreibst gerade, "Ich persönlich bewahre das, was wichtig (für mich) ist, eher in Gedanken, im Herzen auf - und vergesse es nicht! Wirklich nicht! :-)" Ich glaub, darauf kommt es an, diese wichtigen Dinke im Herzen zu verankern, zu verwurzeln, welche Hilfsmittel der eine oder andere auch jeweils nutzt. Was wir 'auswendig lernen' nennen, nennt man im Englischen ja 'learn something by heart' - also mit dem Herzen lernen.

Für heute gute Nacht euch allen :-)
LG
Eva

@ eagri
Du schreibst so schön, Eva!

Zitat

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Ich ahne einen Zusammenhang zwischen dem, wie ich die Welt und die Menschen um mich ansehe, mit welcher Haltung, mitfühlend oder gleichgültig, und wie das auch meine Erinnerungen und den Ausblick auf die Zukunft 'färbt' - oder in einen grauen Schleier hüllt.

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genau das habe ich in der Reha gespürt, wie noch nie vorher. Ja, mitfühlen mit den anderen...man bekommt so viel schönes zurück!!!
VLG
G

Danke Glove :-)
hat gut getan!
Nachdem ich gerade unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde wegen eines Monatsabschlussproblems, kriech' ich jetzt wieder zurück ins Bett...
Schönes Wochenende, und Dir Glove, noch eine gute restliche Zeit in der Reha! Was machen Hals und Finger, spürst Du wieder alles?
LG
Eva

@ eagri
Du Arme! Sich nachts um 1.49 mit Monatsabschlussproblemen rum zu schlagen , ist nicht gut.
Nach allem, was ich von Dir lese, arbeitest Du definitiv zu viel!
Ich als Selbstständiger kann das allerdings gut verstehen!

Den Hals kann ich wieder drehen, nicht über den vollen Weg, aber schon ganz gut. Den Kopf zur Seite neigen kann ich kaum.
Alles noch etwas sehr roboterhaft!
Der linke Zeigefinger fühlt sich immer noch sehr merkwürdig an.
Vielleicht bleibt er so. Bin aber immer noch optimistisch.

Schönes WE und viele Grüße
G