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Pünktlich zum Ende der 3tten Woche WITW Thema "Perspektive" ist mir nach dem Spaziergang mit einer Freundin ein Perspektiv~Wechsel gelungen:

Sie beschäftigt sich auch mit der Veränderung unserer Arbeitsstrukturen, Wertewandel und zunehmenden ganzheitlichen Ideen in unserer Gesellschaft. Während wir so über diesen und jenen "mikroskopisch kleinen" Fortschritt sprachen, vermeintlichen Stillstand und schmerzhafte Grenzen bedauerten und natürlich auch die dabei erlebte Erschöpfung spürbar war, wurde mir bewusst:

Das gehört doch dazu, verdammt noch mal!
Es gehört dazu: Damit wir es überwinden können. Wir sind die, die dieses Muster auflösen, was sich kurz "Erfolg durch Leiden" nennt.
Erfolg durch leiden, Leiden als Leistung zu betrachten - so ein Quatsch!
Schluss damit.

Wie vieles nehmen wir heute als selbstverständlich hin, ohne auch nur einen Finger dafür gerührt zu haben? Und auch das ist richtig so:
Denn wir müssen nehmen, um geben zu können. Jegliches Schuldgefühl wäre fatal.
Allein während dieser Stunde, quasselnd im Grünen, kam ich auf folgende Punkte, die andere für uns durchgeboxt haben:

~ als Frau unverheiratet ein eigenständiges Leben führen zu können
~ auch wenn wir heute hier an neue Grenzen stoßen: berufstätig sein zu „dürfen“
~ Frauenwahlrecht
~ relativ frei über unsere Partnerwahl bestimmen zu können
~ ein eigenes Konto zu haben
~ uns beruflich neu orientieren zu können
~ als Frau kurze Haare tragen zu dürfen, Hosen zu tragen!
~ Gespräche mit Männern über deren Gefühlsleben zu führen
~ Männer, die sich eine Baby-Auszeit nehmen
~ Religionsfreiheit zu haben
~ Arbeitslosengeld beziehen zu können (wie eklatant gering es auch im Einzelfall sein mag)
~ Urlaubsanspruch, ... wenn man genau sein will und ganz weit zurückgeht: überhaupt rechtliche Ansprüche zu haben.

Das war nicht immer so und unsere Vorgänger/innen kannten sicherlich auch solche Tage, an denen sie am liebsten aufgegeben hätten. Ich bin sehr dankbar dafür, dass sie es nicht getan haben und zünde ihnen an dieser Stelle gedanklich eine Kerze an.
Und hoffe, dass in meinen Adern genug von ihrem Blut, von ihrer Kraft fließt, um auch mich am Aufgeben meiner Ziele zu hindern, selbst wenn diese „nur“ in etwas für viele Menschen Lächerlichem bestehen mögen, wie: meinem Herzen zu folgen. Mir eine Auszeit zu gönnen, wenn ich von der Auseinandersetzung mit zu vielen Fremdansprüchen erschöpft bin. Mir nicht einreden zu lassen, dass ich nichts leiste, wenn ich mal ein paar Wochen nicht erwerbstätig bin. (Um genau zu sein, bin ich derzeit nicht nur körperlich und seelisch gesünder, sondern auch wesentlich wacher, produktiver, ... mitfühlender.)

Für mich bedeutet dies mehr Arbeit, als eine 50-Stunden-Woche, an deren Ende ich vielleicht über mehr Geld verfüge als ich es heute tue – ich aber überhaupt nicht mehr weiß, wer ich bin!
Wohin das führt, davon kann ich als Ex-Sozialarbeiterin ganze Balladen singen und sie enden alle in der gleichen Moral: Verleugne dich selbst und du wirst dich und andere zerstören!

... aber dahin wollte ich gar nicht abbiegen, sorry.

Ich wollte lieber einen Sprung in die Zukunft wagen, und meine Enkelin beim Spazierflug mit ihrer Freundin belauschen:

"Ist das nicht herrlich hier? Gott, bin ich froh, dass wir nicht diese 40 Stunden-Woche haben!“
„Ja, du hast recht. Wie furchtbar das gewesen sein muss: All diese Krankheiten durch zu viel Essen, Drogen, zu viel Arbeit! Dabei reichen doch ein paar Stunden am Tag völlig aus.“
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das mit dem Geld funktioniert haben soll? Irgendwie albern.“
„Na ja, sie wussten es eben damals noch nicht besser. Ich glaube, es hatte was mit diesem Irrglauben zu tun, dass Menschen nur dann etwas leisten, wenn man sie unter Druck setzt.“
„Grauenhaft! Ich bekomme jedes Mal eine Gänsehaut, wenn meine Oma mir davon erzählt.“
„Ja, ... aber lass uns nicht heute davon reden. Schließlich wollten wir den Flug genießen. Komm, lass uns da vorne rechts abbiegen, ich hab da neulich was entdeckt, das möchte ich dir gerne zeigen!“

Und natürlich sagen sie das auf Esperanto :-)

Danke für diesen tollen Beitrag! Besonders das "Enkelinnen-Gespräch" finde ich super...

[...]

"Ist das nicht seltsam, dass die Leute tatsächlich geglaubt haben, dass Geld, Erfolg und Ruhm sie glücklich machen würde?!?"
"Irgendwie schon... Religion fanden sie irgendwie lächerlich, aber den Glauben an die Erlösung durch materiellen Wohlstand nicht? Komisch..."
"Ja, kein Jenseits mehr, aber dafür ein "jenseits von 3.000 € brutto" im Diesseits... Auf das man einen Tausender draufschlägt, sobald man dort "angekommen" ist..."
"... auf dass man nie irgendwo ankommt!"

Gelächter

"Und diese seltsame Vorstellung, dass jeder Mensch ein von den Anderen getrenntes Individuum sei...."

[...]

* hihi! :-) *

danke dir, dafür, dass du die lächerlichkeit der idee des getrenntsein so offen aussprichst!
du ahnst nicht, wie mich all die anderen theorien inzwischen ermüden!

~ best wishes & gute reise! ~

blue ivy