Alte Beiträge » Geld

... gerade mache ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Steuererklärung und bemerke: Ich habe NULL Ahnung von finanziellen Dingen und das frustriert mich. Ich brauche mich eigentlich nicht wundern, dass das Geld nicht zu mir kommt, wo ich doch um das ganze Thema einen Riesenbogen mache. Erst seit diesem Jahr hebe ich überhaupt Rechnungen auf, weil ich jetzt erst rudimentär begriffen habe, wie das mit den Steuern überhaupt funktioniert...

Wie ist das bei euch? Ich habe den Eindruck, viele Frauen befassen sich nicht gerne mit dem Thema, was denkt ihr darüber? Und wenn ja, warum ist das so? Was denken wir über Geld und warum denken wir so?

Mir fällt spontan zum Thema ein: Wer Geld hat, hat Macht. Wer Macht hat, kann sie missbrauchen. Geld allein macht nicht glücklich. Geld verdirbt den Charakter. Über Geld spricht man nicht. Ich denke an superreiche Leute und ignorante, egoistische Menschen. Brrrrrrr!!! Kein Wunder, dass ich damit nichts zu tun haben will!

Was ist Geld? Eigentlich nur ein Symbol für einen Wert, ein Mittel, das den Austausch von Waren und Dienstleistungen einfacher machen sollte. Seit man die Zinsen und die Börse erfunden hat ist es allerdings komplizierter geworden und die Welt ist ein großes Wettbüro geworden, dessen Prozesse man leider nur mit einem WIWI-Studium komplett duirchsteigen kann, so scheint mir... Aber ist es nicht ziemlich dumm, dem Thema komplett aus dem Weg zu gehen, nur weil es ein paar Leute mit wirklich viel Geld gibt, die damit Scheiße veranstalten und Andere ausbeuten? Es wäre jedenfalls von Vorteil, die ganze Materie wenigstens ansatzweise zu verstehen... Nein, natürlich geht es hier nicht mehr um meine Steuererklärung... Sondern um ein vernünftiges Fundament, auf das ich meine Kapitalismuskritik aufbauen kann...

Es gibt aktuell viele Versuche, eine Art neuen Tauschhandel und eine "Schenkkultur" zu etablieren: Im Internet gibt es Tauschringe für Dienstleistungen, fürs Handy gibt es Apps, die einem anzeigen, ob ein Nachbar zu viele Tomaten hat und gerne welche abgeben würde und in den Straßen entdeckt man immer wieder Kisten mit Sachen, die Menschen verschenken wollen (Neulich hätte ich beinahe eine Senseo-Kaffeemaschine mitgenommen, ganz süß mit einem Post-it: "Funktioniert noch!" Erster Gedanke: Oooooh, eine neue Kaffeemaschine und der schmeckt ja so lecker der Kaffee!" Zweiter Gedanke: "Mhm, dann muss ich immer die teuren Pads kaufen. Und meine alte Maschine? Will sicher keiner... Wohin dann damit?" Also weiterhin Filterkaffee! ). Ich finde das mit dem Tauschen und Schenken sympathisch - warum? Weil ohne Geld kein Machtmissbrauch stattfinden kann? Ist das so?

Ich möchte "genug" Geld haben, keine Frage. Man wäre schon bescheuert, wenn man keins haben wollte, schließlich ist es unsere Lebensgrundlage. Klar, ich könnte auch versuchen, nur noch Bananen gegen Nachhilfe in Photoshop zu tauschen, weil es mir sympathischer ist. Aber wäre das nicht ein bisschen so, als würde ich plötzlich keine Bücher mehr lesen wollen und den armen Gutenberg verteufeln, bloß weil der Buchdruck auch die Verbreitung von Hass-Schriften ermöglicht? Da würde ich doch auch lieber ein Buch voller Liebe schreiben... Das Problem ist eben nicht das Geld an sich, sondern die seltsamen Auswüchse, die es im gegenwärtigen System gibt. Vielleicht auch die Komplexität und der hohe Abstraktionsgrad. Wenn so ein Banker eben keine Lust hat, sich vor Augen zu führen, dass unter Umständen durch seine Nahrungsmittelspekulation die Leute in der 3. Welt ihr Essen nicht mehr bezahlen können, dann lässt er es eben... Genau so wie wir manchmal keine Lust haben, darüber nachzudenken, ob unser Konsumverhalten ethisch vertretbar ist...

will ich auf jeden Fall zu schreiben, da brauche ich Ruhe für!
Das Thema beschäftigt so oder so jeden. Ein absoluter Zwang.

Ein Austritt aus dem weltweiten Geldkreislauf bedeutet tatsächlich ein Leben
als Jäger und Sammler in Nordschweden!

... ich glaube, ein bisschen komplexer ist das schon.

Ich verfolge seit einigen Jahren die Entwicklung des Bedingungslosen Grundeinkommens und kann die (Beschäftigung mit dieser) Idee nur empfehlen.
Einfach mal googlen, spannendes Thema, kreative Köpfe, ~und Herzen ;-) ~
die sich damit auseinander setzen.

Zu "Frauen und Geld" kann ich nur aus eigener Erfahrung sagen:
Probleme mit Geld (inklusive mangelndem Wissen darüber) sind nicht geschlechtsspezifisch.

@ Sophia:
Geld als unsere Lebensgrundlage?
Und ich dachte immer, das hätte was mit essen, schlafen und Gesundheit zu tun ;-)
Schon als Kind habe ich nicht nachempfinden können, wozu wir Geld brauchen, ... kein Wunder also, dass ich mich bis heute nicht mit diesem Glauben angefreundet habe.
Denn für mich ist es genau das: Ein weltweit verbreiteter Glaube.

"Die Erde ist eine Scheibe und wir brauchen Geld, um zu überleben."

...okay, ich provoziere das jetzt mal ganz bewusst.
Allerdings interessiert es mich wirklich, ob die Menschheit in 500 Jahren immer noch so dumm sein wird, sich mit dieser Idee gegenseitig das Leben schwer, teilweise sogar unmöglich zu machen.
Immerhin: Die Hexenverbrennung hat auch irgendwann aufgehört, es gibt also noch Hoffnung : )


In diesem Sinne:
Frohe Pfingsten!
Ivy

... gerade bemerke ich, dass ich das Thema nach langer Zeit mal wieder spannend finde
und nicht nur trostlos, deprimierend, beängstigend etc.

Danke für diesen thread, liebe Sophia!

Z.B. stelle ich mir gerade vor, wie ein Banker zum ersten mal eine Theateraufführung mit Straßenkids inszenieren soll - und zwar zu den üblichen Konditionen (keine Mittel, 1 Kollege krank, eine andere Stelle schon seit Jahren gestrichen, unbezahlte Überstunden usw.)
Er würde vermutlich genauso ratlos vor der Situation stehen wie du vor der Steuererklärung ;-)

Aber würde er sich das auch zum Vorwurf machen?!
Wozu - sind doch bloß Kids! Ist doch bloß Theater! Braucht kein Mensch!
Bei Geld allerdings wird ganz selbstverständlich erwartet, dass alle es für wichtig zu halten.
Wer dies nicht tut, wird schnell als naiv oder dumm abgestempelt - obwohl inzwischen bekannt sein dürfte, dass ein solcher Zusammenhang nicht zwangsläufig besteht.
Das finde ich falsch, ohne mich!

...ja es stimmt: Es IST ein Reizthema, es erscheint sogar mir recht leicht, sich dem auf provozierende Weise zu nähern und ich bin sonst eher eine Buddhanatur. Was ich so schwierig finde: Die Vorteile dieser Idee zu erkennen. Alles, was man mit Geld Gutes bewirken kann, ginge meiner Meinung nach auch ohne.
Aber vielleicht überzeugen mich ja ein paar eurer Argumente noch oder bringen mich auf andere Ansätze, bin neugierig drauf!

Ich provoziere jetzt auch mal:

Die Idee des Geldes abzulehnen hört sich gut an und hat einen gewissen Charme.
Wenn man jedoch kein Geld haben will, kann es dann ein bedingungsloses Grundeinkommen geben?

Fakt ist, dass Geld momentan die Welt regiert. Es steht allerdings nirgendwo in Stein gemeißelt, dass dies für alle Zeiten so bleiben muss. Sicher ist Geld heute einmal Zahlungsmittel und gleichzeitig zum anderen das Sinnbild für seine ungerechte Verteilung.

Geld muss es zum Überleben der Menschen nicht geben, denn Geld kann man ja bekanntlich nicht essen.
Essen, Schlaf, saubere Luft und Wasser, ein Dach überm Kopf, keine Tiger und Feinde, die einen angreifen, eine „gute Gesundheit“…. Das Leben als Jäger und Sammler (Jäger nicht, weil Fleisch essen ist auch Scheiße ;-) in einer ganz modernen Variante wäre vielleicht wirklich nicht so schlecht. (der Ironiemodus ist aus, das meine ich ganz im Ernst!)

Für eine Industriegesellschaft ist so etwas wie ein universelles Tauschmittel unerlässlich.
Das Kombinat „Fernsehherstellung“ tauscht mit dem Kombinat „Straßenbau“ 10.000 Flachbildschirme gegen 50 km Strasse klappt nicht.
Ich persönlich finde mittlerweile das ganze System zum Kotzen, völlig unabhängig von jeder politischen Grundrichtung.

Das hat aber weniger mit „Geld“, als mit urmenschlichen Schwächen, wie Gier, Geiz, Neid, Missgunst, Machtwillen und Destruktion zu tun.
Dass es so nicht mehr weiter gehen kann, sieht jeder ein, der bis drei zählen kann.
Das wirkliche Problem des Geldes ist tatsächlich, dass es als „Idee“ (mehr ist es ja nicht!) einzelnen eine unglaubliche Macht über andere gibt.

Ich persönlich denke nicht, dass die kommenden Generationen so behämmert sein werden, dass sie diesen Wahnsinn, in dem wir leben, so weiter machen werden und bin deshalb trotzdem Zweckoptimist.

LG
G

good point ;-)

natürlich ist das BGE ein Übergangsmodell. "von-heute-auf-morgen-lösungen" funktionieren hier wohl nicht. grundsätzlich bin auch ich optimistisch: vieles verändert sich. auch und vor allem viele persönliche entscheidungen.

gerade fantasiere ich über eine denk- und atempause, was dieses thema betrifft:
vielleicht zumindest bis kw 12 meines künstlerweges. hat mir schon in anderen dingen den nötigen abstand gebracht.

hasta la proxima!

Aaah, ich finde es, großartig, dass ihr bei dem Thema dabei seid! Ich will jetzt nen Salat machen, aber schnell einen Gedanken loswerden:

Es stimmt schon, natürlich könnte man ohne Geld leben! Früher gings ja auch ohne. Das sehe ich ganz genauso, ich meinte mehr, dass es (fast) unmöglich und zumindest ultra-anstrengend wäre, das alleine in dieser heutigen Gesellschaft durchzuziehen. Ich finde auch nach wie vor Geld an sich nicht schlecht, es ist letztlich eben erstmal nur ein Tuaschwert. Was schlecht ist: Wenn es zur Ausbeutung benutzt wird und wenn manche schlicht und einfach zuwenig davon haben, um die Grundbedürfnisse zu erfüllen. Kapitalismus ist vielleicht einfach kein gutes System. BGE fand ich schon immer sehr interessant, werde mich jetzt mal damit beschäftigen! So, jetzt kümmere ich mich um meinen Salat - und denke darüber nach, dass ich mich dafür etwa 6 Minuten auf der Arbeit ärgern musste, wenn man es mal ganz genau umrechnet... Ganz guter Kurs eigentlich... ;-)

http://www.amazon.de/Das-Sterntalerexper...38318581&sr=8-1
Das hab ich letzt gelesen. Von einer Frau, die ohne Geld lebt. Hier in Deutschland. Erfahrungsbericht. Würd ich so nicht wollen, fand es aber spannend.

Ich mag "echtes" Geld. Ich hab total gern verschiedene Münzen und scheine in der Hand, gucke sie an, mag die Farben und das Gewicht.

Interessiere mich aber null für Konten, Zinsen, Steuern...und komm wahrscheinlich deswegen auch nie klar mit dem,was ich habe... Ich finds nervig, dass das alles so aufgepumpt wird, hier anlegen, da nen Fond kaufen (oder was weiß ich). Das ist schon wie mit Sex! Nicht mal Windeln kann mer mehr verkaufen, ohne das die Werbe-Mami Modelmaße hat u ne weiße, enge Hose trägt!

Tun Sie Ihre Tagträume nicht als ohnmächtiges Wunschdenken ab.Hören sie mit dem inneren Ohr darauf.Sehen sie sie mit dem Dritten Auge der Weisheit.>Wer Ohren hat zu hören,der höre,wer Augen hat zu sehen,der sehe.>Flogen sie Ihren Tagträumen energisch,zielstrebig,wild entschlossen und mutig,selbst wenn das bedeutet,dass sie vorübergehen auf finanzielle Sicherheit verzichten müssen.Ihre Tagträume sind ihr Baupläne für ihr Glück und Erfolg.Glauben Sie daran.Glauben Sie an sich selbst.Und dann folgen sie >dem zweiten Stern von rechts und dann immer geradeaus,bis zum Morgen>! ICH FOLGE
Geld ist von einem Geheimnis umgeben,das die meisten Menschen niemals erkennen.........
Und heute abend- denke ich wieder an die prickelnden Augenblicke von bitterer Süße,
wenn ein abgebrannter Fremder uns auf der Straße anhält und um einen Euro oder fünfzig Cent bittet,
ein Erdenbewohner,der den Weg für eine Weile verloren hat.

Man lächelt immer und gibt dem Verwirrten fünf Euro oder zehn oder zwanzig,
selbst wenn man selber knapp bei Kasse ist,
und wenn es die letzten fünf oder zehn oder zwanzig sind.

Wenn der Nehmende dann schockiert reagiert,was er immer tut,
ruft man über die Schulter zurück:
>Wenn Sie noch mehr davon wollen,
geben Sie einfach die Hälfte davon weg!
Sparen sie nicht für Notlagen,
Notlagen reimt sich mit Klagen,
geben aber reimt sich mit LEBEN!>